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Demenz im modernen Tanz - ein innovatives Tanzprojekt aus Sachsen

17. November 2020 Kulturelles

Demenz im modernen Tanz

Das Thema Demenz wird immer wieder von verschiedenen Künstlern aufgegriffen. So gibt es z.B. zahlreiche Filme, die sich mehr oder weniger mit dem Thema Demenz beschäftigen. Neu ist jetzt, dass das Thema Demenz von einer Leipziger Choreografin erstmals im modernen Tanz aufgegriffen wird.

Mandy Unger, Gründerin der M.over Company hatte am 20.09.2020 ihre erste Aufführung mit dem Titel „Who Knows?“ im Projekttheater Dresden. Stephan Förster von der Landesinitiative Demenz Sachsen e.V: Alzheimer Gesellschaft war dort zu Gast und konnte an der „Premiere“ teilnehmen. „Premiere“ in Anführungszeichen, da die Veranstaltung eine Art Testveranstaltung war, die im Rahmen der künstlerischen Umsetzung die bisherigen Recherche-Ergebnisse zeigte. Die TänzerInnen haben sich thematisch mit dem Demenz Parcours von Leon Maluck (wir berichteten am 20.09.2020) auf das Thema Demenz vorbereitet. Der Demenzsimulator selbst zeigt sehr deutlich die Defizite, die ein dementiell erkrankter Mensch durchlebt und die inneren Spannungen, die dadurch ausgelöst werden. Also ein mächtiges Instrument zur Selbsterfahrung. Insofern wurden bei der Veranstaltung am 20.09.2020 auch schwerpunktmäßig die negativen Aspekte der Erkrankung aufgegriffen.

Drei Tänzerinnen und ein Tänzer bewegten sich auf der Bühne zu Soundeffekten und Musik. Es wurde mit Licht und Dunkelheit gespielt, auf dem Boden gewälzt, Föne und Igelbälle wurden eingesetzt und zeigten im Verlauf eine Entwicklung von einer Einzelbeschäftigung hin zu einer Interaktion, zu einem gemeinsamen Spiel. Tänzerisch wurde dargestellt, wie Menschen mit einer Demenz Alltagsgegenstände, wie etwa einen Fön erkunden. Tänzerisch wurde z.B. auch dargestellt, welche Schwierigkeiten beim Anziehen einer Jacke entstehen. Die TänzerInnen waren allesamt sehr überwältigt, wie stark Menschen mit Demenz im Leben beeinflusst sind und wie wenig man davon in der Gesellschaft mitbekommt.

Die Sicht, die der Demenzparcours auf die Erkrankung vermittelt, ist jedoch sehr einseitig und negativ. Klar, dass man bei einer Demenz nur schwer etwas Positives abgewinnen kann. Demenz kann für den Betroffenen selbst jedoch weniger leidvoll sein, wenn man ein Umfeld hat, dass den Menschen in seiner Welt akzeptiert und wenig bis gar nicht stresst. Für die Angehörigen kann die Erkrankung als weniger qualvoll erlebt werden, wenn diese über ein stabiles Helferfeld verfügen, mit dem sie sich austauschen können und nicht auf sich alleine gestellt sind.

Schön ist es, wenn sich im Tanz auch Elemente wie sich spiegeln, miteinander in einen Takt kommen, aus dem Takt kommen und die Bedeutung einer helfenden, vertrauten Umgebung oder Person wiederfinden. Diese Rückmeldung habe ich nach der Veranstaltung der Choreografin und den Tänzern zurückgemeldet. Sie waren allesamt sehr offen und ich glaube auch froh, dass ich Ihnen meine Sicht schildern konnte. Ich selbst bin sehr dankbar, dass ich dabei sein durfte und meine Meinung angenommen wurde. Ich bin sehr gespannt, wie und ob Mandy Unger meine Impulse mit aufgreifen und tänzerisch umsetzen wird.

Fotos: Ralf Mosmann
Text: S. Förster



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