Das Eckpunktepapier der Pflegereform hat verschiedene Reaktionen innerhalb der einzelnen Alzheimer Gesellschaften in Deutschland ausgelöst.
Es gibt innerhalb der Eckpunkte zur geplanten Pflegereform 2021 aus Sicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbshilfe Demenz (DAlzG) zwei große Sorgenkinder, auf die wir an dieser Stelle näher eingehen werden:
Kritikpunkt 1: Einschränkungen in der Verhinderungspflege
Die stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege soll künftig auf 40% reduziert werden. Im Klartext heisst das, dass mehr als die Hälfte der Entlastung bei stundenweiser Verhinderung der Pflegeperson über die Leistung der Verhinderungspflege wegfällt. Viele Pflegepersonen nutzen diese Entlastungsmöglichkeit im Alltag z.B. für Einkäufe, Friseur- und Arzttermine. Viele Seniorenbegleiter und soziale Betreuungsdienste rechnen hierüber z.B. Leistungen ab, wenn der monatliche Entlastungsbetrag von 125,- Euro bereits ausgeschöpft wurde.
Den pflegenden An- und Zugehörigen werden dadurch Möglichkeiten für wichtige Verschnaufpausen im Pflegealltag genommen. Anerkannte Betreuungsdienste sind direkt betroffen. Sie können künftig Leistungen, die über den Entlastungsbetrag von 125,- monatlich hinausgehen, entweder nicht erbringen oder müssen diese einschränken bzw. privat in Rechnung stellen.
Kritikpunkt 2: Kürzung der Tagespflege um 50%
Die Leistungen für die Tagepflege und für den Pflegedienst werden zwar im einzelnen anghoben, in der Kombination dollen diese jedoch nicht mehr uneingeschränkt sein. "Künftig müssen Pflegebedürtige auf das Pflegegeld oder die Sachleistungen des Pflegedienstes verzichten, bzw. diesen selbst bezahlen, um in den vollen Genuss des Betrages für die Tagespflege zu kommen." (DAlzG). Die Gruppe, welche beide Leistungen, also einen Pflegedienst und die Tagespflege zur Versorgung von Menschen mit der Diagnose Demenz in Anspruch nehmen, trifft diese Änderung am härtesten. Davon sind insbesondere auch die Personen betroffen, die noch im Berufsleben stehen... dabei sollte die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf laut Nationaler Demenzstrategie mehr gefördert werden...
Die DAlzG hat diese beiden Kritikpunkte in einem Brief an den Gesundheitsminister gut formuliert weitergegeben. Das Team der LID hofft sehr, dass die konstruktiven Anregungen berücksichtigt werden können. Schließlich werden die meisten Menschen mit einer Diagnose Demenz zu Hause von Ihren nahestehenden Menschen versorgt.
Quelle: DAlzG
Weiterführende Links:
Fokus Sozialrecht: https://www.fokus-sozialrecht.de/pflegereform-2021
Aktuelle Sozialpolitik: https://aktuelle-sozialpolitik.de/2020/11/15/pflegereform-2021/
finanzen.de: https://www.finanzen.de/news/pflegereform-2021-beitragserhoehung-eigenanteil-deckel
Verbraucherzentrale Bundesverband: https://www.vzbv.de/pressemitteilung/eckpunkte-zur-pflegereform-der-grosse-wurf-gelingt-leider-noch-nicht
Nordbayern: https://www.nordbayern.de/politik/geplante-pflegereform-fur-2021-wen-sie-entlastet-und-wen-nicht-1.10608459
Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/politik/jens-spahn-plant-grossen-wurf-das-sind-die-eckpunkte-der-pflegereform/26611338.html
Hörtip/Podcast zur Notwendigkeit von Reformen:
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