Prävention von Demenz
Während die Demenz des Typs Alzheimer immer noch viele Rätsel mit sich bringt, wie etwa die Frage, was die Entstehung des Tau-Proteins betrifft, gibt es bei den gefäßbedingten Demenzen (Vaskuläre Demenz) bereits ganz gute Erfahrungen um eine erfolgreiche Prävention zu betreiben. Generell kann man zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren, wie etwa Geschlecht, Alter und Genetik unterscheiden.
Neben den neun bekannten Risikofaktoren, die man mehr oder weniger selbst beeinflussen kann, kommen laut neuesten Erkenntnissen der Lancet Commission, 2020 noch drei weitere Risikofaktoren offiziell hinzu.
Die 12 Risikofaktoren von Demenzerkrankungen sind demnach:
- Geringer Bildungsstand/kognitive Aktivität
- Bluthochdruck
- Schwerhörigkeit
- Fettleibigkeit/Adipositas
- Rauchen (Nikotingenuss)
- Depression
- Körperliche Inaktivität (z.B. Sitzen)
- Diabetes
- Wenig Soziale Kontakte/Isolation
- Exzessiver Alkoholkonsum
- Schädel-Hirn-Trauma
- Luftverschmutzung
Behandelbare Erkrankungen:
Behandelbare Leiden wie Schwerhörigkeit, Fettleibigkeit, Depression, Bluthochdruck und Diabetes sollten frühzeitig erkannt, medizinisch begleitet und therapiert werden. Im Zweifelsfall fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Dieser Rat mag vielleicht etwas albern oder abgedroschen klingen, ist jedoch keines Falls so gemeint. Ihr Hausarzt sollte bei diesen Themen konsultiert werden – am besten schon im Vorfeld, denn die Entstehung dieser Erkrankungen können durch einen gesunden Lebensstil ebenfalls minimiert werden. Er kann ihre Blutwerte untersuchen und Ihnen die Ergebnisse des Labors erklären und zusätzlich einen medizinischen Basis-Check durchführen. Darüber hinaus kann er Sie an die entsprechenden Fachärzte überweisen oder Physio- und Ergotherapie verschreiben. Für eine Ernährungsberatung kann ihr Hausarzt ebenfalls als Verordnung nach § 20, 1 SGB V und § 43 SGB, 2 SGB V ausstellen. Die Kosten der Ernährungsberatung können von der Krankenkasse bei einer ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung sowie Vorlegen eines Kostenvoranschlags bezuschusst werden.
Ernährung:
Diabetes und Fettleibigkeit sind ebenso mit körperlicher Aktivität wie auch mit einer geeigneten Ernährung veränderbar bzw. lässt sich die Entstehung dieser beiden Risikofaktoren dadurch vorbeugen. Empfohlen ist ein mediterraner Ernährungsstil mit ausreichen Fisch (1-2mal/Woche) und wenig Fleisch (300-600g/Woche) sowie viel Gemüse. Auf Nahrungsmittel mit viel Salz und Zucker sollte so weit möglich verzichtet werden. Tipps für eine gesunde Ernährung bekommen Sie auf der Seite de Vereins „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.“ unter https://www.dge.de/index.php?id=52.
Ausreichend Bewegung/Sport:
Was körperliche Inaktivität betrifft, sollte u.a. das lange und häufige Sitzen vermieden werden. Ausreichende Bewegung hat auf die Psyche eine sehr positive Auswirkung, so dass dadurch auch Depressionen schwieriger entstehen können. Die Initiative „INFORM“ (www.in-form.de) liefert sowohl gute Ernährungstipps und Anregungen zur Bewegung. Depressionen und geringe soziale Kontakte bzw. Isolation begünstigen sich auch gegenseitig. Bei schweren Depressionen und Burn-out Belastungen sollte man die Möglichkeit therapeutischer Unterstützung durch ambulante Psychotherapie in Anspruch nehmen. Hier muss man oftmals drei Monate Wartezeit in Kauf nehmen, daher lohnt es sich, nicht zu zögern. In schweren Fällen sind auch stationäre Therapieaufenthalte in Fachkliniken ratsam.
Schwere Kopfverletzungen:
Schädel-Hirn-Verletzungen können z.B. durch das Tragen von Fahrrad-Helmen im Straßenverkehr vermieden werden. So können zumindest die Folgen schwerer Fahrrad-Unfälle minimiert werden. Bei Sportarten wie Klettern, sollte man ebenfalls einen Helm tragen.
Schädlicher Alkoholkonsum:
Was den Alkoholkonsum betrifft, gibt es gute Aufklärungskampagnen, wie etwa „Kenn Dein Limit“ (www.kenn-dein-limit.de) und vielerorts die Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe, wie z.B. die Anonymen Alkoholiker. Bei Alkoholsucht gibt es in schweren Fällen auch stationäre Therapieangebote und Wohngruppen für chronisch Suchtkranke. Die Stiftung Gesundheitswissen hat sehr gutes Aufklärungsmaterial für Sie vorbereitet, wo man zu Beispiel prüfen kann ob das Trink-Verhalten schon gesundheitsschädlich ist oder ob es sich im Rahmen bewegt. Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/risikofaktor-alkohol/leben-ohne-alkohol
Rauchen/Nikotin:
Dass das Rauchen von Tabak schädlich ist, ist nun auch nichts Neues mehr und nach medizinischer Erkenntnis umfassend belegt. Das Nikotin schadet den feinen Blutgefäßen im Gehirn! Also gibt e nur einen Weg zur erfolgreichen Demenzprävention: Einschränken und am besten ganz aufhören. Auf der Seite der „Stiftung Gesundheitswissen“ finden Sie einen Test zur Zigaretten-Abhängigkeit, einen „Online-Rauchstopp-Navigator“ und wichtige Informationen zum Thema Tabakabhängigkeit und wie man diese überwinden kann (https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/rauchentwoehnung/hintergrund).
Luftverschmutzung:
Schwerer beeinflussbar ist das Risiko der Luftverschmutzung an stark befahrenen Straßen. Es wird davon ausgegangen, dass es die Eisenoxid-Nanopartikel sind, die besonders gefäßschädigend wirken. Eine Studie in Kanada und Boston hat Zusammenhänge von Demenz und stark befahrenen Straßen belegt. Man kann hier ggf. durch Luftreinigungsgeräte etwas dagegenwirken. Ratsamer wäre jedoch ein Wohnortwechsel. Ansonsten bleibt nur zu hoffen, dass durch zukünftige Maßnahmen wie eine intelligente Straßenplanung, grüne Stadtplanung und technische Entwicklungen die Luftverschmutzung in den Städten zurückgeht.
Kognitive Aktivität oder „Lebenslanges Lernen“:
Es heißt ja: „Man lernt nie aus“. Lernen und geistige Entfaltung ist immer gut - selbst ohne Hauptschulabschluss… Es empfiehlt sich spätestens ab dem mittleren Alter sich geistig zu fordern. Sei es durch Kreuzworträtsel (gut), das Lernen einer Sprache (besser) oder das Erlernen eines Instruments oder von Tanzschritten (am Besten). Bei letzterem werden nicht nur beide Gerhirnhälften angesprochen, sondern man hat zudem noch die Möglichkeit zur sozialen Interaktion bzw. zum zwischenmenschlichen Austausch. In den Volkshochschulen gibt es ein großes Angebot von interessanten Kursen für jede Lebensspanne.
Soziale Aktivität:
Soziale Aktivität ist wichtig, denn der Mensch ist von seiner Natur aus kein Einzelkämpfer, sondern ein soziales Wesen. Soziale Isolation und Einsamkeit im Alter können Ursachen einer Depression werden oder die Folgen einer Depression sein. Neben den Kontakt zu Nachbarn und der Familie, ist es ist daher wichtig Aktivitäten in einer Gruppe auszuüben, wie z.B. Wandern oder sich im Chor engagieren. Genau aus dem Grund ist es für Personen, die sich intensiv um einen Menschen mit Demenz kümmern, wichtig, die sozialen Kontakte und Hobbies nicht zu vernachlässigen.
Weitere Faktoren:
Weitere Faktoren, die nicht in der Lancet Commission(2020) aufgenommen wurden, aber auch vielerorts diskutiert werden ist z.B. Stress. Besonders pflegende Angehörige von Menschen mit einer Demenz leiden häufig an Stress. Aus dem Grund ist es wichtig schon zeitig Entlastungsangebote und Unterstützungen im Alltag zu organisieren. Wo Sie in ihrer Nähe Entlastungsangebote finden zeigt Ihnen das Pflegenetz Sachsen. Darüber hinaus haben sie einen Anspruch auf Pflegeberatung durch Ihre Pflegekasse. Allgemein gilt auch: Die meisten Krankenkassen haben verschiedene Stresspräventionsmaßnahmen bereits anerkannt und Fördern die Teilnahme. Mit einer ärztlichen Verordnung können sogar die Kosten übernommen werden. Aber auch das Pflegen von Hobbies wie z.B. die Gartenarbeit können einen Ausgleich schaffen. Entspannend und besonders ratsam ist z.B. auch regelmäßiges Saunieren. Laut Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) hat ein regelmäßiger Saunabesuch ebenfalls eine kreislauffördernde und demenzpräventive Wirkung. Das KDA verweist hier auf eine finnische Studie.
Fazit/Die gute Nachricht:
Was gut fürs Herz ist, ist auch gut fürs Hirn – und andersrum. Es ist nie zu spät sein Lebensstil zu überdenken und zu ändern und selbst wenn es einer Demenz nicht vorbeugt, schadet es nicht, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. An dieser Stelle möchte ich gern Erich Kästner zitieren: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“
Test: S. Förster (Landesinitiative Demenz Sachsen e.V. Alzheimer Gesellschaft)
Quellen:
Lancet Commission, 2020: https://www.thelancet.com/article/S0140-6736(20)30367-6/fulltext
WHO, 2019: https://www.who.int/publications/i/item/risk-reduction-of-cognitive-decline-and-dementia
Alkohol- und Nikotin: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/
KDA/Demenzprävention: https://kda.de/laufende-projekte/sanimemorix/weiterfuehrende-informationen/?highlight=pr%C3%A4vention
Ernährungsberatung: http://ernaehrungsberatung-kratz.de/schritte-zur-behandlung/129-2/
Ernährungstipps: https://www.dge.de/index.php?id=52
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